Lageplan des Vorwerks, 1809 (Standort des Molkenhauses ist rot gerahmt)

Retuschierte Ostansicht des Molkenhauses, um 1960 (?)

Baueingabezeichnung für den Umbau von 1894

Geschichtliche Rekonstruktion

Das Terrain des Vorwerks Bärwinkel ist seit 1797 trockengelegt worden. Die Bauten wurden 1800 bis 1803 errichtet. Es war Teil der polyzentrischen Landwirtschaft im Oderbruch. Es diente der Fleisch- und Butter resp. Magerkäseproduktion. Die Anlage erfolgte nicht in der jahrhundertelang gültigen Siedlungsform am Anger oder an der Straße durch die Errichtung von drei- oder vierseitig umbauten Höfen, sondern isoliert in einer landschaftsgärtnerischen Kunstform als  o r n a m e n t e d  f a r m. Das Verwalter- und Molkenhaus des Vorwerks Bärwinkel wird zwar im Schinkel-Lebenswerk behandelt, Band Mark Brandenburg (München 1960), bearbeitet von Hans-Herbert Möller; die baugeschichtliche Bedeutung für das Werk Carl Friedrich Schinkels wurde allerdings seit der Mitteilung Gustav Friedrich Waagens, daß es der "nach dem eigenen Urteil Schinkels unter ... seinen frühesten Bauten erheblichste und von eigentümlichster Anlage" sei, erst durch Goerd Peschken wieder dem öffentlichen Bewußtsein nahegebracht, publiziert in italienischer (1993) und spanischer Sprache (1994). Nachfolgend fand es Beachtung in Sammelpublikationen (u.a. durch Eckhardt Rüsch) und Erwähnungen in Schriften zu Neuhardenberg.

Das Molkenhaus wurde im westlichen Teil in Gestalt einer frühchristlichen Basilika im östlichen  in Gestalt einer Rekonstruktion des Salomonischen Tempels nach dem Hamburger Modell errichtet, wie ein  f o l l y  im Landschaftsgarten, zugleich als Nutzbau: Das südliche Seitenschiff diente, nachträglich durch ein massives Gewölbe zum fensterlosen Kühlraum umgebaut, zur Käselagerung, das nördliche als Verwalterwohnung. Der Saal oben im Mittelschiff, der "herrschaftliche Salon", wurde als Ausflugsziel der Herrschaft genutzt; wohl auch als 'Tempel' eines Geheimbundes, der den Templer-Orden wieder erstehen lassen wollte; der Saal darunter, die "herrschaftliche Stube" zu ebener Erde diente wohl als Probierstube.

Der Bau wurde aus dem im Oderbruch anstehenden Sediment Raseneisenstein, der an der Luft zum Rotbraun oxidiert, gemauert, wie die Ställe, aber durch Situierung und Architekturform hervorgehoben. Auch die Voll- und Formziegel werden nicht nur zur besseren Eck- und Kantenausführung technisch gebraucht, sondern als ein dem "Mittelalterstyle" zugehöriges Element der historischen Kunstform, deren Bedeutung mit der Bestandsaufnahme der Marienburg in Westpreußen ins Bewußtsein gebracht war.

Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude mehrfach verändert. Ein umfassender Umbau zu zwei Wohnungen, bei dem das Gebäude eine Aufstockung der Seitenschiffe, eine westliche Verlängerung und einen südlichen Anbau als Treppenhaus erhielt, erfolgte 1894. Die Treppe zum Saal im Mittelschiff wurde entfernt.

Diese Eingriffe machten den Bau so unkenntlich, daß zunächst nur das unverbaute Querhaus unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Das Verputzen, spätere Umbauten, mangelnde Unterhaltung etc. hatten den Kern zunehmend unkenntlich gemacht und den Bau an den Rand des unumkehrbar Ruinösen geraten lassen.

Seit 1990 wurden bestandssichernde Maßnahmen durchgeführt, im Zuge derer die Verlängerung von Mittel- und südlichem Seitenschiff, sowie die Aufstockung desselben abgetragen wurden. Da­­­durch wurde der Schinkel-Bau wieder erkennbar und lesbar. Seither wirkt der nördliche Flügel als Monument der Umbauten ab 1894. Durch den Bau verläuft etwa in der Linie der nördlichen Längswand des Mittelschiffs seit 1948 eine Grundstücksgrenze. Der nördliche, doppelstöckige Trakt musste deshalb bei der Wiedergewinnung des Molkenhauses bisher außen vor gelassen werden.

Grundriss Parterre

Grundriss Obergeschoss

Aufriss von Osten

Aufriss von Norden

Aufriss Süd

Aufriss von Westen